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Großfeuerwerk: Faszination im Fakten-Check

Im Interview mit dem DSB: RA Klaus Gotzen, Geschäftsführer des Verbandes für pyrotechnische Industrie
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Großfeuerwerk: Faszination im Fakten-Check

Das Feuerwerk gehört zur Kirmes wie der süße Duft von Popcorn oder die neuesten Hits zum Musikexpress. Doch wie in so vielen Bereichen des Lebens stellt sich auch hier die Frage der Nachhaltigkeit. Klaus Gotzen ist Geschäftsführer des Verbandes der pyrotechnischen Industrie (VPI) und vertritt die Interessen von 22 Herstellern und Vertreibern von Feuerwerk in Deutschland. Im Interview mit dem Deutschen Schaustellerbund spricht er über Vorurteile und Fakten rund ums Thema Feuerwerk.

Sehr geehrter Herr Gotzen, farbenfrohe Feuerwerke sorgen bei Jung und Alt häufig für einen feierlichen Abschluss von großen Veranstaltungen, auch auf Volksfesten. Doch immer wieder stehen die traditionellen Spektakel am Nachthimmel in der Kritik. Mit welchen typischen Vorurteilen sieht sich ein klassisches Großfeuerwerk konfrontiert?

Gotzen: Kritische Stimmen zum Thema Feuerwerk begleiten die Branche schon seit einigen Jahren. Ein offener Diskurs über Feuerwerk in all seinen Formen ist legitim und wünschenswert – unter der Voraussetzung, dass man sachlich bleibt und mit Fakten statt Vorurteilen argumentiert. Alle Jahre wieder wird Feuerwerk vorgeworfen, eine „Klimasünde“ zu sein oder die Umwelt durch Feinstaub massiv zu belasten. Vielfach wird dies auch als Begründung herangezogen, um bei manchen Volksfesten oder großen Veranstaltungen in Frage zu stellen, ob Großfeuerwerke noch zeitgemäß seien. Richtig ist, dass Feuerwerk – wie jeder Verbrennungsprozess – CO2 emittiert. Genauso entsteht auch Feinstaub. Wer will das bestreiten? Aber man sollte immer die Relation im Auge behalten. Sowohl der CO2– als auch der Feinstaubanteil sind so gering – gerade bei lokalen und temporären Großfeuerwerken –, dass sie überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Das Umweltbundesamt hat das mehrfach in Veröffentlichungen bestätigt.

Um eben jenen Vorurteilen entgegenzuwirken, hat der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) wissenschaftliche Messungen vornehmen lassen, die Schluss mit etwaigen Fehlinformationen machten. Was sind die spannendsten Erkenntnisse der Messungen?

Gotzen: Tatsächlich kursierten lange Zeit unterschiedlichste Zahlen und nur sehr grobe Schätzungen. Als VPI wollten wir es aber genauer wissen. Deshalb haben wir 2019 wissenschaftliche Messungen auf den Weg gebracht. Die Ergebnisse der Messungen wurden vom Umweltbundesamt nicht nur anerkannt, sie sprechen auch für sich: „Kohlendioxid bzw. CO2-Emissionen aus Feuerwerkskörpern sind nach Schätzungen des Umweltbundesamtes von geringer Bedeutung“ (Quelle: UBA, Bericht „Wenn die Luft zum Schneiden ist“, S.8.).

Tatsache ist: Im Vergleich zu den Gesamtemissionen in Deutschland ist der Anteil durch Großfeuerwerk verschwindend gering. Er liegt gerade einmal bei 0,00004 %.

Bei einem Großfeuerwerk entstehen durch das Feuerwerk nur rund 150 kg CO2. Das entspricht in etwa einer durchschnittlichen PKW-Tankfüllung.

Das Umweltbundesamt sieht daher in Höhenfeuerwerken der Kategorie F4 keine umweltrelevante Thematik: „An Feinstaub-Messstationen in der Nähe ist der Einfluss solcher Höhenfeuerwerke nicht oder nur geringfügig in den bodennahen Feinstaubkonzentrationen erkennbar“, heißt es da.

Der Blick aufs große Ganze spricht sogar noch eine ganz andere Sprache: So wurden im Jahr 2022 in Deutschland 185.000.000 kg Feinstaub emittiert. Ein eindrucksvoller Rückgang (- 45 Prozent), wenn man bedenkt, dass es noch 1995 rund 338.000.000 kg Feinstaub waren. Gleichzeitig spielt Höhenfeuerwerk statistisch keine wirkliche Rolle – produziert ein durchschnittliches Stadtfest-Feuerwerk doch höchstens 25 kg Feinstaub.

Vereinzelt gibt es Veranstaltungen, die zum Abschluss auf Drohnenshows zurückgreifen, die Mehrheit setzt allerdings nach wie vor auf das klassische Feuerwerk. Was sind in Ihren Augen die Vorteile von Feuerwerken im Vergleich mit neuartigen Alternativen?

Gotzen: Aus unserer Sicht ist Feuerwerk ein „Klassiker“, der sich seit Jahrhunderten großer Beliebtheit erfreut. Nach Corona und vereinzelten Versuchen mit Drohnen-Shows zu arbeiten, beobachten wir gerade ein Revival des Großfeuerwerks. Immer mehr Kommunen sprechen sich wieder fürs Feuerwerk aus. Die mühsame, und nicht selten politisch motivierte, Diskussion um Drohnen-Shows als Alternative zum Großfeuerwerk scheint zum Ende zu kommen. Wenn Sie mich fragen: mit einem klaren Punktsieg fürs Feuerwerk!

Sicher gibt es immer wieder auch beeindruckende Drohnenshows mit Tausenden Drohnen – gerade bei spektakulären Großveranstaltungen, bei denen sechsstellige Kosten für Shows nicht weiter ins Gewicht fallen. Aber diese Shows sind nicht mit lokalen oder regionalen Volksfesten vergleichbar – entsprechend kleiner fallen die Budgets und Möglichkeiten der Veranstalter aus. Mit anderen Worten, der „Wow“-Effekt bleibt zu oft aus. Ein Großfeuerwerk bietet hier eine bezahlbare Alternative, die sich schon immer bewährt hat. Das Preis-Leistungsverhältnis ist eben unschlagbar.

Geben Sie uns zum Schluss einen Ausblick: Werden wir Feuerwerke auch in Zukunft auf den Volksfestplätzen in Deutschland bewundern können oder sehen Sie diese Tradition in Gefahr?

Gotzen: Die Rückkehr der Großfeuerwerke nach der schwierigen Corona-Phase und die Verkaufszahlen des Silvesterfeuerwerks beweisen, dass das Interesse an Feuerwerk ungebrochen hoch ist. Wir sind deshalb sehr zuversichtlich, dass die jahrhundertealte Tradition auch in der Zukunft weiter hochgehalten wird. 

Sehr geehrter Herr Gotzen, wir danken Ihnen herzlich für das Interview!

Info: Der Faktencheck sowie der 3-Seiter des VPI können ab sofort auf der DSB-Website heruntergeladen werden.