Deutscher Schaustellerbund e.V.

die Berufsspitzenorganisation für das Schaustellergewerbe




"Arbeitsschutz und Sicherheit sind schon immer Thema"

Lukas Mutschler spricht als neuer BeKoSch-Ansprechpartner im Interview mit dem DSB über seine Visionen und wie man das Projekt „Vision Zero“ der Schaustellerjugend nahebringen kann.

Lukas Mutschler, BeKoSch-Ansprechpartner am Mulvany-Berufskolleg Herne

Die Basis für eine erfolgreiche Zukunft ist die solide berufliche Aus- und Weiterbildung. Gerade für Kinder beruflich Reisender und insbesondere für Kinder aus Schaustellerfamilien ist ein gutes Berufsschulangebot wichtig. Das Schulprojekt BeKoSch (Berufliche Kompetenzen für Schausteller) ist schon seit vielen Jahren ein Erfolgsmodell, das an den Standorten in Herne (Nordrhein-Westfalen), Nidda (Hessen) und Neumünster (Schleswig-Holstein) angeboten wird.

Viele Jahre war Franz-Josef Berkenkötter Oberstudienrat am Herner Berufskolleg und Leiter sowie Ansprechpartner für die BeKoSch-Kurse. Im Sommer 2022 verabschiedete er sich in den wohlverdienten Ruhestand.

Nun ist Bereichslehrer Lukas Mutschler der Ansprechpartner für die BeKoSch-Kurse. Wir haben mit ihm gesprochen und stellen den neuen Verantwortlichen vor:

 

Herr Mutschler, zunächst Gratulation zu Ihrem neuen Amt als Ansprechpartner für die BeKoSch-Kurse. Erzählen Sie uns doch bitte erst mal etwas zu Ihrem beruflichen Hintergrund.
Ich wollte schon immer Lehrer werden und bin nach meinem Referendariat über eine Verkettung von glücklichen Zufällen an unserem Berufskolleg gelandet.

Woher stammt ihr Interesse für „BeKoSch“, was reizt Sie an dem Projekt?
Mein Interesse hat sich nach und nach entwickelt. Ich wurde gleich zu Beginn meiner Arbeit an unserem Berufskolleg bei den BeKoSch-Kursen eingesetzt. Dabei habe ich viele spannende Einblicke in das Leben auf der Reise und die Arbeit der Schaustellerinnen und Schausteller erhalten. Dann wurde ich von Franz Berkenkötter Stück für Stück an dieses einmalige Projekt herangeführt und mit der Leitung betraut, die einen immer wieder vor neuen Herausforderungen stellt. Und genau das reizt mich an dem Projekt.

Wie genau funktioniert „BeKoSch“?
Das Projekt wurde ins Leben gerufen, weil es für Schaustellerjugendliche eine große Schwierigkeit sein kann, ihrer Berufsschulpflicht auf der Reise nachzukommen. BeKoSch bietet diesen Jugendlichen die Möglichkeit, einen Großteil des Jahres online zur Schule zu gehen. Das heißt, die Jugendlichen werden von Distanzlehrern betreut, die Lernmaterialien zur Verfügung stellen und bei Schwierigkeiten helfen. Die Aufgaben können dann selbstständig bearbeitet werden, wenn es zeitlich passt. So lassen sich die Arbeiten im Schaustellerbetrieb und in der Schule unter einen Hut bringen.

Was sind Ihre Visionen für das Projekt?
Viele praktische Fertigkeiten lernen die Jugendlichen direkt auf den Plätzen, aber die berufliche Bildung bei BeKoSch ist unverzichtbar, um wertvolles Hintergrundwissen zu vermitteln, zum Beispiel im Bereich Elektroinstallationstechnik. Mein Antrieb ist, unser Unterrichtsangebot stets aktuell zu halten und an den Bedürfnissen und zukünftigen Herausforderungen der Schaustellerjugendlichen zu orientieren. Geplant ist unter anderem die Vermittlung von Social Media-Kompetenzen, damit beispielsweise das eigene Unternehmen ansprechend in sozialen Netzwerken präsentiert und gezielt Werbung platziert werden kann. Daran arbeiten wir an unserer Schule und zusammen mit den anderen BeKoSch-Standorten in Nidda und Neumünster.

Der Deutsche Schaustellerbund ist Partner der „Vision Zero“, einer Kampagne, die sich zum Ziel gesetzt hat, die zu hohe Zahl der Arbeitsunfälle deutlich zu senken. Wie kann man „Vision Zero“ in die BeKoSch-Kurse integrieren, um bereits die jungen Schaustellerinnen und Schausteller für das Thema Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit zu sensibilisieren?
Arbeitsschutz und Sicherheit sind schon immer Thema bei unseren handwerklichen Kursen, bei denen ja geschweißt und mit elektrischem Strom gearbeitet wird. Während des nächsten Blockunterrichts, der schon in wenigen Wochen an unserer Schule beginnt, wird es außerdem eine eintägige Schulung der Berufsgenossenschaft zu diesem Thema geben. Daran werden auch die BWL-Kurse teilnehmen, sodass allen Jugendlichen die Wichtigkeit dieses Themas vor Augen geführt wird.